Deutsche Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI): 32. Weltkongress des ICOI, 12. Internationaler Jahreskongress der DGOI und 19. Jahressymposium des BDIZ EDI vom 15. bis 17. Oktober 2015 in Berlin mit mehr als 600 Teilnehmern
Biologische Prozesse nutzen
Mehr als 600 Zahnärzte aus rund 40 Ländern waren zu Gast im Maritim Hotel Berlin Stauffenbergstraße, um vom 15. bis 17. Oktober 2015 den 32. Weltkongress des ICOI gemeinsam mit dem 12. Jahreskongress der DGOI und dem 19. Jahressymposium des BDIZ EDI zu besuchen. Das wissenschaftliche Leitthema lautete „Evidence based medicine and Innovations in Oral Implantology 2015“.
Für die Kollegen aus dem In- und Ausland eröffnete sich in Berlin ein internationaler Wissenspool mit spannenden Vorträgen und weltweit führenden Experten aus den Hochschulen und Praxen. „Wir haben in der internationalen Atmosphäre dieses Kongresses sehr gute Vorträge und Referenten erlebt, die ehrlich über die Möglichkeiten der aktuellen Therapiestrategien diskutiert haben“, so Dr. Fred Bergmann, Präsident der DGOI, und weiter: „Viele der deutschen Kollegen haben konkrete Tipps und Impulse für die Umsetzung am Montagmorgen mitgenommen.“ Die Referenten lieferten verbindliche Aussagen zu Behandlungsempfehlungen und Leitlinien auf der Grundlage klinischer Studien und spannende Diskussionen rund um Materialien und Konzepte, die zwar bereits erfolgversprechend in der Praxis angewendet werden, denen jedoch noch die wissenschaftliche Evidenz fehlt. Dr. Gerard Scortecci, Präsident ICOI, und Dr. Kenneth Judy, Co-Chairman ICOI, betonten, dass die enge Verbindung zwischen dem weltgrößten Verband ICOI und der DGOI in Berlin weiter gestärkt worden sei.
Knochenregenration: Allogene Knochenblöcke und Wachstumsfaktoren
Im Mittelpunkt vieler Vorträge standen die biologischen Aspekte des Knochens und Weichgewebes. So fragte Prof. Dr. Dr. Ralf Smeets, Hamburg, nach den möglichen Alternativen zu autogenem Knochen. Jedoch: Goldstandard ist nach wie vor der autogene Knochen, selbst unter Einbeziehung der Nachteile. Gibt es Alternativen? Überraschend: Beim Sinuslift zeigen xenogene Materialien einen vergleichbaren Erfolg wie autogener Knochen. Alloplastische Materialien bringen beim Sinuslift hingegen die schlechtesten Resultate. Interessant seien allogene CAD/CAM-gefertigte Knochenblöcke als eine erfolgversprechende Alternative zum autogenen Knochen. PRF (Platelet Rich Fibrin) als Wachstumsfaktor für die Regeneration von Knochen und Weichgewebe war das Thema von Dr. Joseph Choukroun, Frankreich. Bei der Aufbereitung des PRF präferiert er ein langsames Zentrifugieren, um die Leukozyten zu erhalten. Diese Zellen beeinflussen die Vaskularisation des Knochens. Er sensibilisierte für die biologischen Faktoren des Knochenstoffwechsels. Choukrouns Tipps: Die Substitution des Patienten mit Vitamin D könne seine Knochenqualität langfristig verbessern. Prof. Dr. Fouad Khoury, Olsberg, lieferte Langzeitergebnisse über einen Zeitraum bis zehn Jahren für den Aufbau vertikaler Knochendefekte mit der Split Block Bone (SBB)Technik. Der Aufbau mit autogenem Knochen in Schalen zeigt stabile Ergebnisse. Dr. Marius Steigmann, Neckargmünd, rückte den Einfluss des Weichgewebsmanagement für den Erfolg der Knochenregeneration in den Fokus. Die Entscheidung, wie bei horizontalen Augmentationen vorzugehen ist, solle nicht mehr an der Klassifikation des Knochendefekts, sondern an dem Weichgewebstyp, festgemacht werden. Dr. Paolo Trisi, Italien, stellte das biomechanische Konzept der Osseodensifikation vor. Mit einem speziell gefertigten Osteotom lasse sich die Primär- und Sekundärstabilität – selbst in weichem Knochen – steigern. Um die mit dieser Osteotom-Technik eingebrachten Implantate bildet sich eine bessere Knochensubstanz als bei unterdimensioniert eingebrachten Implantaten.
Extraktionsalveole: Enge Kriterien für Sofortimplantation
Prof. Dr. Eric Rompen, Belgien, zeigte, welche Materialien für den Knochen- und Weichgewebserhalt in der ästhetischen Zone in Frage kommen. Es gibt heute zwar gute synthetische Materialien, um den Knochen in der Extraktionsalveole zu erhalten, aber sie zeigen noch nicht die Resultate, die man sich wünscht. Für die Zukunft erwartet er synthetische Materialien, die gut funktionieren. Und: Eine Sofortimplantation ist nur unter engen Kriterien erfolgversprechend. Dr. Pascal Marquardt, Köln, geht bei der implantologischen Versorgung von Frontzahnlücken in 90 Prozent der Fälle konventionell vor. Jedoch müsse man vorbereitet sein für die zehn Prozent der Fälle, in denen die Sofortimplantation in Frage kommt. Er zeigte Strategien für die Sofortimplantation, die nur auf der Basis einer dreidimensionalen Planung und navigierten Chirurgie umgesetzt werden kann. Generell wichtig: Das Implantat muss dreidimensional korrekt platziert werden.
Digitaler Workflow: Daten zusammenführen und interpretieren
Prof. Dr. Galip Gurel, Türkei, sprach über die Möglichkeiten, wie sich die komplexe Sammlung von Informationen aus der digitalen Planung und Diagnostik – Chirurgie wie Prothetik – im Behandlungsteam sinnvoll aufbereiten lassen. Intensiv ging er darauf ein, welche Informationen der Zahntechniker zu welchem Zeitpunkt der Therapie für die prothetische Versorgung benötigt. Zu den weiteren Themen des Mainpodiums gehörten zum Beispiel Vorbeugung und Therapie von Periimplantitis, Leitlinien rund um den Sinuslift, Konzepte für die ästhetische Zone, Belastungsprotokolle und Versorgung von Risikopatienten.
Podium Junge Implantologen
Elf Implantologen aus verschiedenen Ländern stellten zu ihren Themen jeweils aktuelle Studienergebnisse vor und präsentierten anschließend ihre eigenen klinischen Ergebnisse. Mit Prof. Dr. Daniel Grubeanu, Trier, ging es um die Wahl des Abutments für Rehabilitationen in der ästhetischen Zone. Wichtig sind die richtige dreidimensionale Implantatposition und die Verwendung von individuellen Abutments. Schließlich ist ein natürlicher Zahn nicht genormt rund. Gleich mehrere Referenten gingen auf die Möglichkeiten des digitalen Arbeitsablaufes ein. Dr. Thilo Damaskos, Berlin, zeigte anhand des digitalen Backward Planning, wie sich die digitalen Daten aus den einzelnen Behandlungsphasen zusammenführen und im Zusammenhang interpretieren lassen.
Rahmenprogramm
Am Donnerstagnachmittag besuchten zahlreiche Zahnärzte die verschiedenen Workshops der Industriepartner. Zeitgleich legten einige ihrer Kollegen die schriftlichen und mündlichen Prüfungen zum „Geprüfter Experte der Implantologie“ (DGOI) ab. In der Dentalausstellung mit mehr als 40 Ausstellern gab es für die Teilnehmer die Möglichkeit, sich über neue Produkte und Materialien, die im Mainpodium diskutiert wurden, zu informieren.
Und am Freitagabend traf man sich zum Galadinner – die optimale Gelegenheit, um sich mit den Kollegen im internationalen Kreis auszutauschen. Als die Band „Steffie and Friends“ loslegte, wurde die Tanzfläche gestürmt. Im kommenden Jahr veranstaltet die DGOI ihren 13. Jahreskongress vom 30. September bis 1. Oktober 2016 als Workshop-Kongress im Europapark Rust, ca. 40 km nördlich von Freiburg (Breisgau) gelegen.
Die Referenten des Mainpodiums im Überblick:
Dr. Joseph Choukroun, Frankreich; Dr. Mariusz Duda, Polen; Dr. Galip Gurel, Türkei; Dr. Fouad Khoury, Olsberg/D; Dr. Richard Leesungbok, Südkorea; Dr. Pascal Marquardt, Köln/D; Dr. Jaafar Mouhyi, Marokko; Prof. (NYU)Ady Palti, Baden-Baden/D; Dr. Eric Rompen, Belgien; Dr. Ilia Roussou, Griechenland; Dr. Gerard Scortecci, Frankreich; Dr. Ralf Smeets, Hamburg/D; Dr. Marius Steigmann, Neckargmünd/D; Dr. Paolo Trisi, Italien; Dr. Konstantinos Valavanis, Griechenland.
Die Jungen Implantologen im Überblick:
Gil Asafrana, Israel; Filipa Braga, Portugal; Elisa Choukroun, Frankreich; Thilo Damaskos, Berlin/D; Roberta Gasparro, Italien; Tom Giblin, Australien; Daniel Grubeanu, Trier/D; Teruaki Homma, Japan; Nicolaos Mallios, Griechenland; Paolo Nuzzolo, Italien; Giuseppe Pantaleo, Italien.